Seminar zu Ethik in den internationalen Beziehungen, die Themenschwerpunkte können von den Studierenden mitgestaltet werden. Zwei Studentinnen möchten den Themenkomplex Sexismus, Gender, Ungleichheit und Care-Arbeit im internationalen (kapitalistischen) System vertiefen und gehen in die Sprechstunde des älteren, weißen Seminarleiters, um konkretere Fragestellungen zu besprechen. Er bricht sie direkt ab und erklärt, dass das kein Themengebiet sei und sie sich lieber direkt was „Richtiges“ suchen sollten. Unbezahlte oder ausgelagerte Care-Arbeit sei sicherlich kritikwürdig und müsste „zum Beispiel mit feministischen Theorien hinterfragt werden“, sei aber keine ethische Frage und erst Recht nicht mit internationaler Dimension, also ungeeignet für das Seminar. Die Studentinnen sind verunsichert und suchen sich lieber ein anderes Thema. Ein Semester später wird von einer Honorarprofessorin des gleichen Instituts ein Seminar zu „Feministische Ethik in den internationalen Beziehungen“ angeboten, mit besonderem Fokus auf (unbezahlte) Care-Arbeit und marginalisierte, migrantische Care-Arbeiterinnen.