In einer Sprechstunde mit einem männlichen Dozenten, der einen Lehrauftrag an einer großen Universität hatte, wurde ich gefragt (das war am Ende meines Studiums), worüber ich denn meine Magistra-Arbeit schreiben möchte. Ich umriss das in der kritischen Geschlechterforschung verortete Thema kurz für ihn und sagte, dass ich über Repräsentationen der Vulva schreibe und eine Kritik an der Vereinnahmung weiblich-vergeschlechtlichter Körper in der Kunst formulieren möchte. Seine Reaktion „Ah ja, spannend“ und erzählte daraufhin (ohne jegliche Überleitung oder ähnliches), dass, wenn er als Jugendlicher vor einem Porno-Magazin masturbierte, er dann „die Fotze auch besitzen wollte“ und ahmte dabei nach, wie er sich einen runter holte. Ich war so fassungslos, dass ich einfach nur in eine Schockstarre verfiel. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich einer engen Freundin anvertrauen konnte. Ich habe es nie geschafft diesen Vorfall zu melden, weil mein Ekel und meine Scham zu groß waren und der Dozent zudem eng verbandelt war mit allen Angehörigen des Lehrstuhls, an dem ich auch als studentische Hilfskraft angestellt war.