Nach einer Antragstellung bei der DFG inklusive persönlicher Vorstellung vor einem Fachkollegium telefoniere ich mit meinem Fachreferenten. Er sagt mir, dass mein Antrag nicht zur Annahme empfohlen wird. Ein Grund sei, dass ich zu alt sei und deshalb nicht genug geleistet habe, trotz zweier Kinder. Ich frage, ob ich den Antrag erneut einreichen könne, dies bejaht er, sagt aber, dass ich meine Biographie natürlich nicht ändern könne und dass meine Chancen deshalb schlecht seien. Über meine „Biographie“ lese ich in der schriftlichen Stellungnahme zur Ablehnung des Antrags später natürlich nichts, hier werden als Begründung „Unklarheiten im Projektplan“ genannt, die auch während meiner persönlichen Vorstellung nicht hätten ausgeräumt werden können. Bei dieser Gelegenheit waren im Fachkollegium aber nur Männer anwesend, fast alle über 60. Von ihnen hat mich niemand gefragt, wie ich es über Jahre und als alleinerziehende Mutter geschafft habe ein eigenständiges, international anerkanntes Forschungsgebiet aufzubauen, Drittmittel einzuwerben und Publikationen zu schreiben. Fast schlimmer als diese Diskriminierung finde ich meine eigene Reaktion auf die Ablehnung: Ich war zwar geschockt, traute mich aber über ein Jahr lang nicht, einen neuen Antrag einzureichen, aus Angst, wieder als zu alt und als nicht gut genug wahrgenommen zu werden.