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Anteilnahme

Ich war Studentin der Theaterwissenschaften. Der Umgang zwischen Studierenden und insb. den männlichen Dozenten war oftmals, positiv ausgedrückt, ‚informell‘, negativ ausgedrückt, ‚entgrenzt‘. Man ging regelmäßig zusammen in Kneipen, Dozenten wurden auf Partys eingeladen (und kamen dann auch) und man selbst fand sich auch mal als Gast auf der Geburtstagsparty eines Dozenten wieder. Ich nahm war, dass einer unserer Dozenten, X, er war noch dabei zu promovieren, mir besondere Aufmerksamkeit schenkte. Ich fühlte mich in erster Linie geehrt. X schlug mich, obwohl gerade erst im zweiten Semester, als studentische Hilfskraft für den Sonderforschungsbereich vor, indem er angesiedelt war. Ich bekam die Stelle. Unser Kontakt intensivierte sich: Wir schrieben bis spät in die Nacht hinein Chatnachrichten hin und her, posteten Musikvideos auf unsere fb-Seiten und verabredeten uns auch mal für einen Kaffee zu zweit. X nahm sich meiner an in einer Phase, in der es mir oftmals nicht gut ging, u.a. zwang er mich gewissermaßen meine Hausarbeit in seinem Seminar zu schreiben, indem er sicherstellte, dass ich in die Bibliothek ging und dort daran arbeitete. Im Zuge dieses beständigen Austauschs erzählte mir X, dass er (in einer festen Partnerschaft, ein Kind) seit Jahren eine Affäre mit einer Master-Studentin habe. Es sei einfach narzisstisch veranlagt und die Liebe einer Frau reiche ihm einfach nicht. Das alles erzählte er mir mit einem Augenzwinkern, das ich verstand als: auch deine Liebe werde ich noch brauchen. Mir ging es psychisch zunehmend schlechter; der entgrenzte Kontakt zu X war ein Faktor, der zu meiner schlechten psychischen Konstitution beitrug. Bisher hatten X und ich uns ausschließlich tagsüber oder im Beisein anderer Menschen getroffen, doch dann fragte mich X, ob ich am Abend bei ihm vorbeikommen wolle, um mit ihm die erste Folge meiner Lieblingsserie, die er noch nicht kannte, zu schauen. Ich sagte zu, fühlte mich aber gleichzeitig extrem unwohl bei dem Gedanken, dass es nun zwischen uns zu körperlicher Intimität kommen könnte. Aber irgendwie hatte ich auch das Gefühl in der Bringschuld zu sein nach der all der erfahrenen ‚Anteilnahme‘. Ich wusste nicht so recht wohin mit mir, also ging ich zu ihm. Wir saßen in seinem Bett und schauten die Folge. Ich war sehr nervös und unsicher und fühlte mich schwach und klein. Ihm ging es körperlich im Verlauf der Folge immer schlechter und er bekam Fieber, sodass wir ‚unseren Abend‘ nach der Folge beendeten. Später sagte er noch zu mir: „Ich glaube, es ist gut, dass ich an dem Abend Fieber bekommen habe.“ Ich dachte: Ja.

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