Ich arbeite im Bereich Naturwissenschaften, mit kleinem Frauenanteil. Ich hatte mich (zweite Hälfte der 90er) thematisch für das Arbeitsgebiet von Professor A entschieden, bei ihm mehrere Vorlesungen und Seminare belegt. Dort wollte ich Diplomarbeit schreiben. Hierzu kam es nicht aufgrund von ausgelebten Vorurteilen gegen Frauen, die im letzten Gespräch mit Prof A zusammengefasst sind in seiner erstaunten Aussage: „Ich dachte Sie sind Lehrämtlerin“. Diesen Fachbereich haben viele weibliche Diplomandinnen sehr verärgert nach dem Diplom verlassen, weil sie von Tutoren bis Professoren die Erfahrung gemacht haben, dass Frauen als dumm betrachtet werden, eben Lehrämtlerinnen sind, mit denen man nicht zu tun haben möchte.
Nach der Erfahrung mit Prof A bin ich ins Gebiet von Professor B gewechselt. Bei ihm hatte ich ein Seminar belegt, er wirkte nett im Umgang im Vergleich zu meinen Erlebnissen bei Professor A und damit schien er ein geeigneter Betreuer für meine Diplomarbeit. Ein männlicher Kommilitone und Seminarteilnehmer wollte deshalb ebenfalls bei Professor B Diplomarbeit schreiben. Bei einer Anfrage nach Diplombetreuung wurde der männliche Kommilitone von Prof B vollständig ignoriert. Ich selber erhielt von Professor B kurze Zeit später das Angebot ihn in sein Forschungssemester nach Australien zu begleiten; er würde den Flug bezahlen.
Die beiden Erfahrungen hätten fast dazu geführt, dass ich nie in meinem Fach ein Diplom gemacht hätte. Bei einem Besuch im Gleichstellungsreferat der Universität habe ich kein Vertrauen gefunden zu reden. Ich habe mich aus Hilflosigkeit dann meinem Nebenfach als möglichem neuen Hauptfach zugewandt. Im dritten Anlauf um einen Diplombetreuer habe ich mehrere Professorenburos abgeklappert, nur um herauszufinden, ob sie menschlich als Betreuer taugen. Die Diplomarbeit bei Prof C war dann inhaltlich und menschlich sehr gut betreut. Nachdem noch eine mündliche Prüfung bei Proffesor B anstand und ich verzweifelt war, wie ich das machen soll, habe ich diesbezüglich Professor C schliesslich um Rat gefragt. Er hat mir den richtigen Rat gegeben, mir einen anderen Prüfer zu nehmen. Dafür mußte ich dann den Inhalt neuer Vorlesungen lernen.
Heute bin ich Professorin. Diskriminierung und systematische Diffamierung gehören seit drei Jahren erneut zu meinem Leben, in einem Ausmaß, das ich nie für möglich gehalten habe. Ich traue mich nicht hier zu reden, bin aber in der Universität nicht die erste Frau, die in dieser Universität Mobbing-Erfahrung macht.